2008 6–9
Karla Schneider: Großvater und ich dtv Hanser · 144 Seiten · 6,95 € Eigentlich eine kleine Sammlung von lose verbundenen Geschichten aus dem beinahe alltäglichen Leben eines kleinen Mädchens namens Ewelina. Sie lebt mit der Mutter, den Großeltern und der Familie ihres Onkels in einer Wohnung zusammen. Es ist Spätherbst, die Wohnung fast ungeheizt, es gibt nur ein Plumpsklo im Treppenhaus. Alle Haushaltsmitglieder sind mit der Wiederverwendung von Altmaterialien beschäftigt, da werden Kleidungsstücke umgenäht, Wollsachen aufgeribbelt und neu verstrickt, viele Dinge gibt es auch nur gebraucht zu kaufen oder im heimlichen Tausch. Spätestens an dieser Stelle dämmert es: Wir sind in der Nachkriegszeit, im Deutschland um 1950. Doch die Protagonisten dieser Geschichte sind die Kinder, es geht vor allem um Ewelinas eigene Erlebnisse und Eindrücke und um die ihrer Spielfreundinnen und verwandten Kinder und natürlich ihren Großvater. Erinnerungen an diese vergangene Zeit wachzuhalten ist das große Verdienst dieses Buches. Denn vergangen ist für die meisten nicht nur die eigene Kindheit, vergangen ist auch die Erfahrungs- und Erlebniswelt einer Kinderzeit, die noch nicht geprägt war von Zukunftsentscheidungen, Leistungsdruck und Frühförderung. Atmosphäre schaffen auch die originellen Grauton-Bilder von Tilman Michalski. Fast bedauert man, dass hier die Originalausgabe "nur" die einfache Taschenbuchform erhalten hat. Ein Juwel! |
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Fredrik Vahle: Fischbrötchen – Aus dem Leben einer Schildkröte Gulliver/Beltz & Gelberg · 128 Seiten · 9,95 € Eines Tages purzelt eine kleine Schildkröte aus ihrem Terrarium und von diesem Moment an stolpert sie von einem Abenteuer in das nächste, zwei Dutzend Geschichten, die sich ganz wunderbar zum Vorlesen für Kinder ab 5 eignen. Es sind kleine und große Abenteuer, denen sich das kleine "Fischbrötchen" stellen muss, manchmal recht aufregend, meist aber eher gemächlich und voller sprachlicher Tiefe. Oft geht es darum, wie Begriffe entstehen, wie man Wörter wörtlich nehmen kann, aber nicht immer muss. Solche Sprachspielereien lieben Kinder dieses Alters, sie lernen in ihrem eigenen Alltag, dass nicht alles genau so ist, wie man es nennt und können Sinnverdrehungen oft schon nachvollziehen. Viele Geschichten enden mit einem kleinen Gedicht, das auf der eben beendeten Handlung basiert, aber noch das Element des Reimes und der musikalischen Struktur addiert - wer kann, sollte hier auch seiner Lesedarbietung eine kleine Melodie hinzufügen. In einer Mischung aus Collage, großzügigen Farbflächen mit starkem Ausdruck und feiner Zeichnung raffinierter Details schaffen die Illustrationen zusätzlich ein emotional angenehm aufgeladenes Flair. |
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Petter Lidbeck: Vinni macht Ferien Fischer · 153 Seite · 5,95 € Ein wunderbares Buch, wie es fast nur aus Schweden kommen kann, und wohl deshalb fühlt sich der Leser auch immer wieder in die unbeschwerten Erzählungen einer Astrid Lindgren erinnert. Winni macht Ferien - und zwar sonntags bei ihrem Papa; ihre Eltern sind nämlich geschieden und Winni lebt bei ihrer Mutter. Petter Lidbeck gelingt es, Winnis kindliche Lebenswelt einfühlsam und schlicht zu schildern, immer aus ihrer eigenen Perspektive heraus; in dieser Sichtweise erfährt der Leser viel von ihrem Leben außerhalb der Ferien, und was so idyllisch unbeschwert erscheint, erweist sich als ein ganz normales Leben, in dem auch Raum sein muss für traurige Ereignisse wie Scheidung und Einsamkeit beider Elternteile, für Verlust wie der Tod des kleinen Vogels. Bei aller Alltäglichkeit weiß der Autor spannend und lebensnah von den kleinen Geschehnissen zu berichten, so dass sich ein komplexes Bild ergibt, das dann schließlich dem entspricht, wie man sich den Traum vom Sommer vorstellt. Die schlichten Schwarz-Weiß-Illustrationen fügen sich zum schlichten Inhalt, lockern den Textfluss auf, erfassen dessen Atmosphäre und Botschaft. |
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Romane für Kinder Beltz Gulliver · 538 Seiten · 9,95 € Auch wenn die Geschichten schon 20 Jahre alt sind, merkt man ihnen das in keiner Weise an, höchstens, dass es (erfreulicherweise) keine Handys und MP3-Player gibt. Das, was Dagmar Chidolue erzählt, ist so unspektakulär, dass es einfach zeitlos ist, ähnlich wie die bekannten Fünf-Freunde-Bücher: Ein turbulenter Urlaub mit der Freundin im Gepäck, die Rückkehr eines Vaters zu seiner Familie nach einer langen Seereise, Weihnachtszeit bei einer Familie. Keine großen spannenden Ereignisse, keine Abenteuer, sondern Alltag in Familien, vorzugsweise mit mehreren Kindern. Aber hat man erst einmal mit der Lektüre begonnen, dann mag man die Geschichten gar nicht mehr aus der Hand legen. Eine der erzählerischen Stärken Chidolues ist die Zeichnung von Kindern: Jeweils aus der Sicht eines von ihnen sind auch die Geschichten geschrieben, nicht von einem auktorialen Erzähler. Es sind drei sehr unterschiedliche Romane mit drei noch unterschiedlicheren Familien, und doch sind sie in Anlage und Botschaft gleich. Denn hier denken Kinder in der ihnen eigenen Logik, äußern sie ihre "guten" und "schlechten" Gefühle, ihre Zuneigungen und Abneigungen, ohne jede Scheu. |
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Boy Lornsen: Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt dtv junior · 336 Seiten · 8,95 € Eines Nachts steht ein kleiner Roboter in Tobbis Zimmer, der dringend Hilfe braucht: Er muss knifflige Aufgaben für seine Prüfung erledigen und braucht dazu Tobbi und sein selbsterfundenes Fliewatüüt. Zusammen fliegen die beiden bis zum Nordpol und kommen dabei erstaunlichen Dingen auf die Spur. Als dieses Buch auf den Markt kam, 1967 war das, konnte man es mit Recht eine Science-Fiction-Geschichte nennen. Und die war damals so revolutionär, dass sich das Fernsehen ihrer annahm und gleich eine grandiose Puppenserie daraus machte. Futuristisch ist natürlich nicht mehr viel in dieser Geschichte - und doch bleiben das Fliewatüüt und seine Erbauer immer noch eine fantasievolle, spannende und unterhaltsame Geschichte. Das liegt vor allem an der lebendigen Sprache, die Boy Lornsen seinem Buch mitgab und an den Dutzenden überraschender und witziger Einfälle, die die Geschichte nicht nur voranbringen, sondern sie auch zu einem aktionsreichen Vorlesestoff werden lassen. Es bleibt also nur, sich über die Wiederauflage eines wirklich schönen und wertvollen Klassikers zu freuen und ihn – neben der nostalgischen Wiedersehensfreude der "Urleser" – allen Kindern ans Herz zu legen. |
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Klaus Kordon: Herr Lackmann geht ins Kino Beltz & Gelberg · 240 Seiten · 7,95 € Zwischen etwa 5 und 20 Seiten billigt der Autor seinen Geschichten an "Laufleistung" zu, dann widmet er sich einem neuen Thema. Diese Themen sind verblüffend breit gestreut, fast global in Schauplatz und Menschentyp, keineswegs festgelegt auf kindliche oder jugendliche Akteure, nicht einmal auf typische Jugendinteressen. Die stilistische Vielfalt dieser Geschichten, die stets perfekt auf den Anlass oder das scheinbare Herkunftsland abgestimmt ist, macht es fast schwer, an eine einzelne Autorenschaft zu glauben, aber eben das macht den Könner aus. Es geht um historische und aktuelle Zeitebenen, Schauplätze in Deutschland ebenso wie Indien, Afrika oder die Türkei, junge und alte Menschen genauso wie Schaufensterpuppen. Ein buntes Kaleidoskop also, prall voller Leben und manchmal berstend vor Energie, wenn auch nicht immer positiver. Klaus Kordons Geschichten sind von tiefer Moralität und Menschlichkeit, sie greifen exemplarisch Grundsituationen menschlichen Lebens auf, zeigen aber gerne verschlüsselte Bilder, die dem Leser eigenes Mitdenken und Mitempfinden abnötigen. |
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Beate Dölling: Tigerauge – Wirbel um Cello dtv · 125 Seiten · 5,95 € Dieser Band wendet sich von allen am ehesten an Mädchen, denn im Mittelpunkt stehen Ferien auf dem Reiterhof. Paula, die hier schnell Freundinnen findet, aber auch die Brüder Jacob und Justus kennenlernt, freut sich wie die anderen auf Pferde und Ausritte im wilden Galopp. Aber sie haben die Rechnung ohne das ehemalige Zirkuspferd Cello gemacht, das für jede Menge Wirbel, Spaß und Aufregung sorgt... Sachinfos zu Pferd und Reiter, von der Ausrüstung und dem wichtigsten Putzzeug über die richtige Terminologie zu den Tieren, ihre Pflege und Ernährung bis zu einer Vielzahl von Tricks und Tipps. Verpackt in einer amüsanten Geschichte. |
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Cornelia Franz: Tigerauge – Das Geheimnis des Roten Ritters dtv · 125 Seiten · 5,95 € Rückkehr in das Jahr 1184, in dem die Söhne Friedrich Barbarossas - des Kaisers, der als Erneuerer des Reiches und Verkörperung der ritterlichen Ideale galt - beim Mainzer Hoffest zu Rittern geschlagen werden sollen. Heimlich schleichen sich die Zwillinge Hagen und Johanna von Felsenstein aus der Burg und machen sich auf den gefährlichen Weg nach Mainz. Bald sind sie mittendrin in einem Abenteuer auf Leben und Tod... Sachinfos zum mittelalterlichen Leben und Treiben, zu Märkten und Klöstern, Schulen und Rechtsprechung, Benehmen und Wissensstand. Hier wird Wissen altersgerecht und unaufdringlich vermittelt. |
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Franziska Gehm: Tigerauge – Dem Mammut auf der Spur dtv · 125 Seiten · 5,95 € Zurück in der Geschichte, in die Eiszeit vor ca. 40 000 Jahren, einen wichtigen Abschnitt der Erdgeschichte, in der auch die Evolution des Menschen eine große Rolle spielte. Im Mittelpunkt steht der 10-jährige Luchsohr, der bald die Prüfung zum Jäger machen muss - und das, wo er doch fast immer danebenschießt! Ein Mammut werde er erlegen, so prahlt er, von den anderen ausgelacht. Aber dann müssen die Männer auf der Suche nach Nahrung weit wandern und es kommt zu gefährlichen Begegnungen, nicht nur mit Mammuts. Und da zeigt sich, wie tüchtig Luchsohr tatsächlich ist, nicht, weil er so gut trifft, sondern weil er neue Ideen hat... Viele Infos zu Eiszeit und ihrer Landschaft, den Steinzeitmenschen und ihrem Können, dem Aussterben der Großtiere, dem Schamanentum und Höhlenmalereien. |
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Christian Tielmann: Tigerauge – Schatzjäger in der Karibik dtv · 123 Seiten · 5,95 € Diesmal ist der Schauplatz die Gegenwart, aber in exotischer Ferne. Luzie, die die Ferien bei ihrem Vater verbringt, kann es kaum fassen: Ihr Vater wird von einer Wissenschaftlerin angeheuert, in der Karibik das vor Hunderten Jahren gesunkene Schiff Santa Clara zu suchen und zugleich den Schatz zu bergen, der in dem Wrack vermutet wird. Auf dem Schiff muss sie sich leider mit dem gleichaltrigen Angeber Marco abgeben. Aber bald zeigt sich, dass auch andere hinter dem Schatz her sind, und als es richtig gefährlich wird, werden die beiden ein gutes Team, das entschlossen ist, den Schurken das Handwerk zu legen... Allgemeine Sachinfos zu diversen Schiffstypen und ihrem Bau, zu Schatzsuchen und Eigentumsrechten, Unterwasserarchäologie und alter Geschichte. Erneut eingebunden in eine altersgruppengerechte Geschichte. |