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2007 | ab 16


Ilkka Remes: Blutglocke
dtv · 476 Seiten · 14,50 €

Der Innenminister von Deutschland wird in Finnland eines Morgens blutleer tot aufgefunden. Zur gleichen Zeit plant eine russische Biologin die Flucht in den Westen, mit genmanipulierten Milzbrand-Viren. Für die finnische Kriminalbeamtin Johanna Vahtera beginnt ein dramatischer Wettlauf mit der Zeit... Von Anfang an stehen inhaltlich verschiedene Handlungsstränge im Mittelpunkt, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben, und immer wieder kommen neue hinzu. Nur langsam verbinden sie sich in der Imagination des Lesers zu einer komplexen Geschichte, die an Horror ihresgleichen sucht. Ein aufrüttelndes Buch, nach dessen Lektüre man zunächst kaum unberührt seinem Alltag weiter nachgehen kann. Die Denkanstöße, die hier vermittelt werden, sind mannigfaltig und groß, zeigen aber keine allgemein gültige Lösung (und wollen das auch nicht), sondern lassen den Leser allein. Vielleicht ist es das, was wir brauchen, um aufzuwachen?
   
Benno Hurt: Eine Reise ans Meer
dtv · 178 Seiten · 14 €

Süddeutschland in der Mitte der fünfziger Jahre: In der Kleinstadt Kürren beschließen zwei junge Männer, Michael und Eugen, den Lockungen Italiens zu folgen und dorthin zu fahren, hauptsächlich, um Mädchen aufzureißen. Sie fahren also mit einem geborgten VW Standard los. Ihre Reise endete jedoch nicht ganz freiwillig bereits kurz vor der italienischen Grenze auf einem Campingplatz. "Eine Reise ans Meer" ist ein deutsches Road-Movie der fünfziger Jahre, als die jungen Leute damals begannen, sich von den Zwängen ihres Lebens zu befreien. Der Autor gewährt einen Einblick in die innere Befindlichkeit der Jugend im Deutschland der Mitte der fünfziger Jahre, die einerseits geprägt wird von den Fortwirkungen der Erfahrungen und Vorstellungen des Dritten Reiches durch die Erwachsenen und andererseits durch die erwachenden Wünsche nach Befreiung und sexuellen Erfahrungen der Jugend. Sehr gut weiß Hurt die Atmosphäre seiner Zeit wiederzugeben, so dass man diese Zeit nacherleben und auch nachempfinden kann. Hier wird eine Zeit lebendig, die der Rezensent eigentlich nur als Kleinkind, und die jungen Leser – wenn überhaupt – nur aus Geschichtsbüchern kennen.